Durch Bayern – Oder: Ibu 600, reicht das?

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Eigentlich könnte ich ja noch ein bisschen die Füße hochlegen. Mutti kocht wunderbare Klöße. Die Heimat kennt mich wieder. Ich entdecke die Langsamkeit. Wäre da nur nicht dieser innere Bootcampgeneral, der mich Tag für Tag anschreit: Mach was! – Na gut. Ich geh raus. Zu Fuß von Burgkunstadt an die Zugspitze, soweit die Bandscheiben tragen.

Burgkunstadt?! Warum in aller Welt Burgkunstadt?! Fahr doch die paar Kilometer noch an die Thüringer Grenze, Probstzella oder so, bald 30 Jahre Wiedervereinigung und so, du weißt doch, Basti, dann hättest du ganz Bayern, wenn du schon unbedingt laufen willst.

Abflug aus der Heimat. Ab morgen wandere ich von Burgkunstadt nach Süden.

Meine Entscheidung, drei Wochen wandern zu gehen, von der Haustür meiner Eltern in Burgkunstadt bis zur Zugspitze, grob 400 Kilometer geradewegs in den Süden, stößt erstmal weniger auf Kritik, als auf eine Reihe Verbesserungsvorschläge: Thüringen, nimm doch den Zug, lass das Zelt zu Hause, nimm das Zelt mit, Rollstuhl wegen Rücken? Danke, keine schlechten Ideen. Aber der Gedanke, nun einfach aus der Haustür herauszutreten und immer weiter zu laufen, hat tatsächlich einen Grund und sogar einen Namen: Laurie Lee. Oder genauer: der Reiseschriftsteller Dan Kieran, der mich seit Monaten begleitet, der mich einmal mehr auf einen Schriftsteller bringt, den ich nicht kannte. Eben jener Laurie Lee.

„As I walked out one midsummer morning“ aus dem Jahr 1969 erzählt die Geschichte des Autors, der eines Morgens in den 1930er-Jahren sein Elternhaus in Gloucestershire, UK, verließ, um mit einem kleinen Rucksack, Decke und einer Dose Kekse ausgestattet, erst seine Heimat, später Spanien zu erkunden. Irgendwie ist er vorangekommen, immer weiter, und konnte am Ende seiner Reise ein Buch mit Zufallsbegegnungen füllen. Nicht zu vergessen ist auch Henning Sußebachs „Deutschland ab vom Wege“. Ich werde allerdings nicht durch Wiesen stapfen, sondern den direkten Wanderwegen nach Süden folgen. Die App Komoot rechnet für mich aus: 966 Meter Alpinwanderweg, 33,1 Kilometer Bergwanderweg, 181 Kilometer Wanderweg, 110 Kilometer Weg, 38,6 Kilometer Fußweg, 22.9 Kilometer Nebenstraße, 16,1 Kilometer Straße und weniger als 100 Meter Bundesstraße. Autobahn taucht  glücklicherweise nicht auf.

Ein Bekannter hat mich gefragt, wie ich von Burgkunstadt aus zur Zugspitze laufen will. Antwort: über Altenkunstadt. Reaktion: Danke, du Depp.

Genau danach hab ich gerade gesucht: eine klare Route mit geringer Planung, eine Generalprobe für meine Bandscheibe, bevor ich Mitte Juni zum zweiten Teil der Weltreise aufbrechen will. Wenn der Rücken nicht hält, steige ich in den Zug und fahre eben zurück. Wenn er hält, bin ich einmal quer durch Bayern gelaufen. Da gibt es sicher Schlimmeres.

Warum zur Zugspitze? Ganz einfach: Ich war noch nie dort oben und gleichzeitig erfülle ich damit den Auftrag Kierans, bekannte Orte und unbekannte Landschaften neu zu entdecken. Die Route führt mich unter anderem durch Nürnberg, das meine Rangliste der meistbesuchten Städte anführt, durch den Landkreis Donau-Ries und speziell Rain am Lech, das exakt am Randgebiet meiner letzten Redaktionsstätte Neuburg liegt. Weiter geht es entlang meiner alten Zugstrecke nach Augsburg, wo ich fünf Jahre gelebt habe und über das Lechfeld vorbei an Schwabmünchen, wo mein Volontariat gestartet ist. Alles soll für mich neu entdeckt werden mit dem Auge des Reisenden, nicht des Pendlers – im Fall Neuburg – oder des Partygastes – Nürnberg.

Das Zelt bleibt zu Hause. Ich starte von der Haustür. Die erste Etappe endet in Sanspareil bei Martina und Karin, die ich vor einigen Monaten in Oaxaca kennengelernt habe. Danach ist bis auf Nürnberg und Augsburg alles offen. Kein Schlafplatz ist organisiert, zur Not die Couchsurfing-App installiert, ansonsten werde ich mich durchfragen

Die grobe Route führt mich über Breitenlesau (08.05.), Nürnberg (ca. 13.05.), vorbei an Hilpoltstein/Rothsee, Emskeim, Rain am Lech bis nach Augsburg (ca. 20.05.), Landsberg am Lech (ca. 22.05.), den Lech entlang Richtung Süden, Peiting und zur Zugspitze. Wer noch Tipps hat, mich aufnehmen oder eine Etappe begleiten will,  einfach eine Nachricht schreiben.

Von der Wanderung lest ihr vor allem auf Instagram (bsuenkel), eventuell erscheinen auch hier ein paar Lebenszeichen, danach will ich den Artikel natürlich irgendwo unterbringen.

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